© Lisa-Marie Kaspar
Eine Wartezone aus Sonnenschirmen, neue Arbeitsabläufe und junge Helferinnen und Helfer: Die Tafel Schweinfurt konnte den Betrieb durch erfolgreiche Umstrukturierung bereits eine Woche nach der Corona-bedingten Schließung wiederaufnehmen. Ein Team aus erfahrenen Helferinnen und Helfern sowie jungen Freiwilligen sorgt dafür, dass die Tafel-Kundinnen und -Kunden auch in dieser schwierigen Zeit Lebensmittel erhalten.
Zur Wiedereröffnung spricht eine Kundin den Tafel-Vorsitzenden Ernst Gehling an, gerührt von dem Engagement der Helferinnen und Helfer bedankt sie sich mit Tränen in den Augen: „Mein Kühlschrank war leer und ich wusste nicht, wo ich was herbekomme. Ich bin ja so dankbar – das ist für mich wie Weihnachten.“ Für einen Moment wie diesen, hat das Team der Tafel Schweinfurt eine Woche lang hart gearbeitet, Kreativität und Mut bewiesen.
„Es war klar, wir öffnen wieder“
Am 20. März 2020 musste die Tafel Schweinfurt, wie so viele andere Tafeln deutschlandweit, ihre Türen schließen. Die Auswirkungen der Coronakrise machten die Tafel-Arbeit unmöglich. Zu hoch war das Infektionsrisiko, zu wenig Zeit blieb, um sich auf die neue Situation einzustellen. Hauptsächlich fehlte es an jungen Helferinnen und Helfern, die meisten Freiwilligen gehören zur Risikogruppe.
Grund zur Hoffnung auf eine baldige Wiedereröffnung gaben die Diakonie Schweinfurt und ein Aufruf über Social Media: Schnell konnten 50 Freiwillige, u.a. Studentinnen und Studenten, Migrantinnen und Migranten sowie Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeitern, über die Diakonie und eine Facebook-Gruppe vermittelt werden. Dem Tafel-Vorstand war zu diesem Zeitpunkt klar: „Wir öffnen wieder!“ Damit der Betrieb aufgenommen werden konnte, mussten jedoch noch einige Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.
„Das Miteinander ist einfach nur klasse“
© Lisa-Marie Kaspar
In einer Nacht-und Nebelaktion errichtete das Tafel-Team um Ernst Gehling, gemeinsam mit den Fußballern der FT Schweinfurt, eine 200 Meter lange Wartezone mithilfe von Sonnenschirmen. Farbspray wurde aufgesprüht, um die notwendigen Abstände zu markieren. Die ganze Straße wird nun immer zu Ausgabezeiten gesperrt, damit ausreichend Platz vorhanden ist. Die Lebensmittelausgabe wurde von zuvor sechs Tagen auf zwei reduziert, dann auf drei Tage ausgeweitet. Die Sortierung findet nun getrennt von den Ausgabetagen statt, so wird das Infektionsrisiko im Tafel-Laden minimiert. Zudem erfolgt die Ausgabe durch einen transparenten Vorhang, um allen Beteiligten eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Zur Abholung der Lebensmittel sind immer zwei junge Helferinnen und Helfer dabei.
Fast alle gewohnten Abläufe wurden umgestellt, sodass es nach einer Woche soweit war: Die Tafel Schweinfurt konnte wieder öffnen. Ein Erfolgsrezept ist sicherlich der Zusammenhalt aller Helferinnen und Helfer. Durch die jahrelange Erfahrung einiger Freiwilligen, konnten die jüngeren Ehrenamtlichen hervorragend angeleitet werden. Das Engagement der langjährigen Tafel-Helferinnen und -Helfer bildete somit die Basis für eine schnelle Wiedereröffnung. Gehling bedankt sich: „Das Miteinander ist einfach nur klasse.“
© Lisa-Marie Kaspar
„Der Aufwand wird größer werden“
Trotz aller Bemühungen, Spenden und Erfolge, ist die Herausforderung Corona noch lange nicht gemeistert. „Der Aufwand wird größer werden“, so Gehling. Die Anzahl der Menschen in Not steigt, daher will die Tafel Schweinfurt Ausgabezeiten erweitern, auch um Warteschlangen zu verkürzen. Doch bereits jetzt arbeiten die Ehrenamtlichen am Limit. Und was in all der Organisation und Tätigkeit auf der Strecke bleibt, ist der Austausch mit den Kundinnen und Kunden, ein Lächeln oder ein kurzes Gespräch.
Über 160 Ehrenamtliche helfen bei der Tafel Schweinfurt. Wöchentlich werden Waren an rund 750 Kinder und über 1100 Erwachsene ausgegeben. Insgesamt sind in etwa 4500 Personen in Schweinfurt berechtigt, Lebensmittel über die Tafel zu beziehen. Ernst Gehling leitet als Vorsitzender die Tafel Schweinfurt in einem fünfköpfigen Team.