Schulfach Ehrenamt

Frank Löffler, Vorstandsvorsitzender der Tafel Wunstorf, unterrichtet alle zwei Wochen Schülerinnen und Schüler in einer Sozial-AG. Im Interview erklärt er, was die Jugendlichen dabei mitnehmen und wie die Tafel profitiert.

Herr Löffler, was bringen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern bei?

Sie lernen, was es bedeutet, sich ehrenamtlich zu engagieren. Im Theorieteil sprechen wir darüber, wie die Tafeln funktionieren, warum es einen Dachverband gibt. Aber wir beschäftigen uns auch mit dem Ehrenamt allgemein. Im praktischen Teil helfen die Schülerinnen und Schüler bei der Lebensmittelausgabe und erfahren so ganz direkt, warum es wichtig ist, dass sich Menschen für andere Menschen einsetzen.

Wie kam es zur Gründung der AG?

Die Tafel Wunstorf arbeitet schon viele Jahre mit der Evangelischen IGS zusammen. Das ist eine Ganztagsschule hier bei uns in Wunstorf. Schülerinnen und Schüler halfen uns zum Beispiel dabei, unseren Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu betreuen. Vor etwa zwei Jahren hat uns die Direktorin gefragt, ob wir nachmittags eine Arbeitsgemeinschaft anbieten könnten. Wir fanden die Idee toll, weil wir so junge Menschen noch besser fürs Ehrenamt begeistern können. Die Nachwuchsgewinnung ist sehr wichtig für uns.

Frank Löffler zeigt Schülern, 
wie die Tafeln funktionieren.
Frank Löffler zeigt Schülern, wie die Tafeln
funktionieren.

Wer besucht Ihren Unterricht?

Das sind Siebt- und Achtklässler. Letztes Schuljahr waren es elf Schülerinnen und Schüler, dieses Jahr sind es sechs. Bei allen war die Sozial-AG erste Wahl. Sie entscheiden sich also ganz bewusst dafür, mehr übers Ehrenamt zu lernen und bei der Tafel mitzuarbeiten.

Wie reagieren die Kundinnen und Kunden auf die jungen Helferinnen und Helfer?

Durchweg positiv. Die Jugendlichen sind sehr höflich und sprechen mit den Leuten. Das kommt gut an.

 Und was bewirkt der Unterricht bei den Schülern?

Aus dem ersten Jahrgang der AG helfen immer noch Schülerinnen und Schüler bei der Lebensmittelausgabe. Wir mussten sogar die Satzung ändern. Die schrieb vorher ein Mindestalter für Mitglieder von 18 Jahren vor. Ein Schüler wollte aber unbedingt schon vorher Vereinsmitglied werden. Jetzt geht das ab 16. Außerdem hilft der Unterricht dabei, die Akzeptanz der Tafeln zu stärken. Die Jugendlichen lernen, dass es nicht schlimm ist, wenn die Familie eines Mitschülers Lebensmittel von der Tafel erhält

Was hat Sie persönlich am meisten überrascht?
Ich hätte nicht mit dem großen Zulauf gerechnet und damit, dass die Schülerinnen und Schüler so engagiert dabeibleiben. Im Oktober haben sie einen Spendenlauf für unsere Tafel mit mehr als 800 Schülern auf die Beine gestellt. Die Arbeit mit den Jugendlichen macht mir riesigen Spaß. Ich habe in der ganzen Zeit nur eine Stunde nicht selbst unterrichten können. Sonst lasse ich mir das nicht nehmen!

Schülerinnen und Schüler der Sozial-AG sammeln bei
einem Spendenlauf Spenden für die Tafel
Schülerinnen und Schüler der Sozial-AG sammeln bei
einem Spendenlauf Spenden für die Tafel

Die Tafel Wunstorf wurde 2006 gegründet. Sie ist ein eingetragener Verein mit etwa 120 Mitgliedern. 70 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, 1-Euro-Jobber und Bundesfreiwilligendienstleistende unterstützen die Tafel-Arbeit. Über 40 Supermärkte, Bäckereien und landwirtschaftliche Direktvermarkter werden wöchentlich von den zwei Kühlfahrzeugen der Tafel Wunstorf angefahren. Die Tafel verteilt pro Woche etwa 3.300 kg Nahrungsmittel an ihre Kundinnen und Kunden.

Fotos: Privat

Der Beitrag erschien im Tafel-Magazin 2018.

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