© Till Harneit
Gesund soll man essen und ausgewogen muss es sein. Für manche Menschen ist das schlichtweg nicht umsetzbar: Es fehlen die finanziellen Mittel, das Wissen und nötige Verständnis für eine gesunde Ernährung. Die Tafeln setzen sich für eine gesunde Ernährung ihrer Kundinnen und Kunden ein und bieten darüber hinaus spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche an – wie zum Beispiel das Schulfrühstücksprojekt „Power Kiste“.
Wie ernähre ich mich gesund? Eine Frage, die heutzutage in aller Munde ist. Doch nicht jeder hat die Möglichkeit, sich den aktuellen Trends anzupassen, den neusten Ernährungstipps zu folgen und den eigenen Einkauf nach diesen Kaufempfehlungen auszurichten. Es fehlt an finanziellen Mitteln und häufig auch einfach am nötigen Wissen und Verständnis. Obst und Gemüse sind im Vergleich zu Weißmehlprodukten oder Fertiggerichten verhältnismäßig teuer. Und so landen diese nährstoffarmen und zuckerreichen Produkte häufig in den Einkaufskörben von Menschen, die nur wenig zum Leben haben. Gewichtszunahmen, aber auch chronische Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck können die Folgen einer einseitigen und nährstoffarmen Ernährung sein.
Die Tafeln setzen dieser Entwicklung mit ihrem Angebot etwas entgegen: Aus der Tafel-Umfrage 2021 geht hervor, dass 44 Prozent der von den Tafeln ausgegebenen Lebensmittel Obst und Gemüse sind, 18 Prozent Backwaren und rund 14 Prozent Milchprodukte. Durch dieses frische und nährstoffreiche Angebot nehmen die Tafeln positiv Einfluss auf die Ernährung und dadurch auch auf die Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden.
Doch auch darüber hinaus engagieren sich die Tafeln für eine gesunde Ernährung armutsbetroffener Menschen: Sie bieten Informationsveranstaltungen, Kochkurse und Rezepte an. Eine besondere Herzensangelegenheit sind die Projekte speziell für Kinder und Jugendliche. Viele Tafeln arbeiten hier direkt mit Schulen zusammen und stellen zum Beispiel Schulfrühstücke oder Informationen zum Thema gesunde Ernährung bereit.
Mit dem Projekt „Power Kiste“ engagiert sich die Tafel Deutschland gemeinsam mit der REWE Group seit 13 Jahren für ein gesundes und ausgewogenes Frühstück von Schülerinnen und Schülern aus finanziell benachteiligten Familien. Unterstützt wird das Projekt mit Spenden von Chiquita, Danone, Ehrmann, Eurogroup Deutschland GmbH, FrieslandCampina, Henkel, Mondeléz, Rügenwalder Mühle, Nestlé, Unilever und Zentis.
Eine Kiste bestückt mit gesunden Lebensmitteln wird täglich an die Projektschulen geliefert. Das Ziel: Kindern und Jugendlichen ein ausgewogenes Frühstück im Klassenverbund zu ermöglichen und sie gleichzeitig für gesunde Ernährung zu begeistern. Die Inhalte der Kiste wurden von einer Ernährungswissenschaftlerin unter Berücksichtigung der Ernährungsempfehlung für Kinder und Jugendliche zusammengestellt. Gepackt werden die Lebensmittel von einem nahegelegenen REWE-Markt. Die Tafeln vor Ort unterstützen beim Transport der Kisten, die jeden Morgen an die teilnehmenden Schulen geliefert werden. Aktuell erreicht die „Power Kiste“ über 1.700 Schülerinnen und Schüler an 22 Schulen in Bayern, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen. Seit Projektbeginn wurden mehr als zwei Millionen Frühstücke ausgegeben.
„Viele unserer Schülerinnen und Schüler kommen ohne Frühstück oder mit ungesunden Lebensmitteln wie z.B. einer Tüte Chips in die Schule. Durch das Projekt können wir ein ausgewogenes Schulfrühstück für unsere Grund- und Hauptschüler anbieten und gleichzeitig das Thema gesunde Ernährung ganz praktisch mit den Kindern umsetzen,“ sagt Torsten Marienfeld, Rektor der Alfred-Adler-Schule in Duisburg. Die Schule erhält seit März 2017 täglich die „Power Kiste“ für 80 Schülerinnen und Schüler.
Eine Mahlzeit selbstständig zuzubereiten, gemeinsam am Tisch zu sitzen und ohne Ablenkung von Unterhaltungsmedien zu essen – eine ganz neue Erfahrung, die sich positiv auf den restlichen Schultag auswirkt. Zudem bildet das Frühstück eine wichtige Grundlage für den Lernerfolg der Kinder. „Seit der Einführung der ‚Power Kiste‘ sind die Schülerinnen und Schüler spürbar ruhiger und konzentrierter, nachdem sie sich satt gegessen haben“, berichtet Torsten Marienfeld.
Dass solche Projekte notwendig sind, macht auch die KiGGS Welle 2-Studie des Robert Kochs-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich. Die Studie ergab, dass sich Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischen Status häufiger als Gleichaltrige aus sozial bessergestellten Familien ungesund ernähren, dass sie seltener Sport treiben und häufiger übergewichtig oder adipös sind.
„Seit der Einführung der ‚Power Kiste‘ sind die Schülerinnen und Schüler spürbar ruhiger und konzentrierter, nachdem sie sich satt gegessen haben.“
Torsten Marienfeld, Rektor der Alfred-Adler-Schule in Duisburg
Um die „Power Kiste“ auch nachhaltig zu verankern, werden die Schulklassen durch Workshops begleitet. Neben dem spielerischen Kennenlernen der Ernährungspyramide planen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Workshops selbstständig ein ausgewogenes Frühstück und reflektieren die eigenen Ess- und Trinkgewohnheiten. Es zeigt sich: Den meisten jungen Teilnehmern ist nicht bewusst, wie zuckerhaltig Limonaden sind und wie lecker ein Müsli mit Naturjoghurt und frischen Früchten schmecken kann. Unterstützung von klein auf: Die Ausgabe von frischen Lebensmitteln ist das eine – es zeigt sich aber immer wieder, wie groß der Bedarf nach Angeboten bei den Tafeln zum Thema Ernährung ist. Gerade die Unterstützung und Förderung in jungen Jahren ist entscheidend für die Entwicklung eines jeden Kindes – hinsichtlich seiner Gesundheit und eines starken Selbstbewusstseins!
Der Beitrag erschien im Tafel-Magazin 2018.