Kreativ die Natur entdecken

Foto: Kerstin Dauer

Mit Lerngärten, einer Bienenwiese und Ferienangeboten für Kinder und Jugendliche zeigt die Tafel Bad Sülze, wie kreative Umweltbildung in strukturschwachen Regionen gelingen kann. „Quer-Beet“ ist bereits das fünfte Projekt der Tafel Bad Sülze, das durch die Förderung von „Tafel macht Kultur“ realisiert werden konnte.

Es summt und brummt im vorpommerschen Eixen, ein paar Kilometer holprige Landstraße entfernt von Bad Sülze. Bereits im Frühjahr startete das kulturpädagogische Projekt „Quer-Beet“ der ortsansässigen Tafel in Kooperation mit dem Kulturförderverein „Wir machen mehr e.V.“und dem Recknitztal-Laufverein. 16 Kinder und Jugendliche erkundeten gemeinsam mit einem Landschaftsgärtner, erfahrenen Pädagoginnen und engagierten Ehrenamtlichen in Lerngärten die Tier- und Pflanzenwelt, zogen Setzlinge, gestalteten Hochbeete, pflanzten Gemüse, Kräuter und Beeren und erkundeten kreativ ökologische Zusammenhänge.

Auch die angrenzende Bienenwiese wurde mit selbstgebauten Nisthilfen und Naturzäunen ausgestattet, aus Upcylingmaterialien entstanden Futterstationen und Wildtierbehausungen. Aus selbstgezogenen Zutaten wurden gemeinsam Gerichte gekocht, gebacken, gedörrt und vieles mehr. „Unser Ziel ist es, bei den Kindern durch praktisches Erleben, Neugier auf die Welt und Natur zu wecken“, sagt Projektinitiatorin und Tafel-Leiterin Kerstin Dauer. „Mit unseren Projekten zeigen wir, wie Zukunft funktionieren kann.”

Höhepunkt des mehrteiligen Projektes bildeten im Juli zwei kostenlose erlebnispädagogische Ferienlager auf einem nahegelegenen Waldspielplatz. Hier konnten die Kinder und Jugendlichen Natur hautnah erleben und zwischen verschiedenen Kreativ-Stationen wählen. In der ersten Woche erkundeten sie mit einem Experten für Indianistik die Welt der amerikanischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner, kochten traditionelle Rezepte über dem Feuer und bastelten Traumfänger und Instrumente. Bei einer Nachtwanderung wurden die heimische Umgebung und ferne Sternenbilder erforscht.

In der zweiten Woche rückte die Lebenswelt der Honigbienen in den Mittelpunkt. Begeistert lauschten die Abenteurerinnen und Abenteurer den Berichten eines Imkers, der nicht nur viel Anschauungsmaterial mit in das Camp brachte, sondern auch einen echten Bienenstock. Ein Insektenhotel aus alten Blechdosen, Stroh und weiteren Naturmaterialien wurde gebaut und Bienenkostüme gestaltet, Kerzen gerollt, Honigbonbons hergestellt und vieles mehr. 

Über 60 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren nahmen mit Begeisterung an den Kreativcamps teil, die fernab des (Schul-)Alltags viel Raum für Naturerlebnisse boten, die eigenen Kompetenzen stärkten und den Blick auf die Welt erweiterten. „Eigentlich waren nur halb so viele Plätze vorgesehen, aber die Nachfrage war riesig“, berichtet Kerstin Dauer. Um allen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde kurzerhand umgeplant. Mit großem Erfolg stemmte das Team aus pädagogischen Fachkräften, Auszubildenden und ehrenamtlich Engagierten diese logistische und organisatorische Herausforderung.

Kinder an einem Tisch bemalen T-Shirts mit Bienen

Foto: Kerstin Dauer

Fünf Jahre Tafel macht Kultur

Mit dem Programm „Tafel macht Kultur“ sind die Tafel-Akademie und Tafel Deutschland 2018 angetreten, um Fördermöglichkeiten für kulturelle Kinder- und Jugendprojekte von und in Zusammenarbeit mit Tafeln zu schaffen. Als einer von 29 Programmpartnern wurde „Tafel macht Kultur“ bis 2022 im Rahmen des Bundesprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

Welche Erfolge konnte Tafel macht Kultur erzielen?

Durch die Unterstützung von kulturpädagogischen Projekten mit dem Fokus auf Kindern von Tafel-Kundinnen und -Kunden konnten die Tafeln einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten, das zivilgesellschaftliche Engagement stärken und die lokalen Netzwerke vor Ort ausbauen. Insgesamt wurden bundesweit ca. 150 Projekte mit knapp 500 Einzelmaßnahmen umgesetzt. Die geförderten Projekte umfassten eine große Bandbreite an kulturellen Sparten – von Basteln mit Naturmaterialien bis hin zu Tanz und Zirkus.

Warum ist die Förderung kultureller Bildung wichtig?

Soziale Teilhabemöglichkeiten und der Zugang zu außerschulischen kulturellen Bildungsangeboten sind für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen essentiell. Abseits des schulischen Leistungsdrucks können sie eigene Stärken und Interessen entdecken, Erfolgserlebnisse sammeln und Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten aufbauen. Das Programm „Tafel macht Kultur“ ermöglichte auch jungen Menschen, denen der Zugang zu sozialen und kulturellen Freizeitaktivitäten oftmals nur schwer zugänglich ist, die Teilnahme an vielfältigen kreativen Projekten und leistete so einen wichtigen Beitrag zu mehr Chancengleichheit in Deutschland.

Welche Angebote gibt es darüber hinaus?

Im Rahmen des Projekts „Tafel-Bildungschancen: Kinder und Jugendliche stärken“ bieten Tafeln Projekte für Kinder und Jugendliche an, um mehr Chancengleichheit zu schaffen. Das Projekt „Tafel is(s)t gesund und nachhaltig“ ermöglicht Bildungs- und Begegnungsprojekte für Erwachsene und Kinder rund um das Thema ausgewogene Ernährung und deren Umsetzung im Alltag. Weiterhin können sich Tafeln über das Förderprogramm des Bundes informieren, wie und ob ihr kulturelles Bildungsprojekt gefördert werden kann. Informationen dazu unter: www.buendnisse-fuer-bildung.de.

Dieser Beitrag ist im Tafel Magazin 2022 erschienen.

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