© Yuki Zipse
„Strike!“ Am Mittwochabend, 18.30 Uhr, endet die Tafel-Ausgabe in Hallbergmoos. Die Helferinnen und Helfer starten in ihren wohlverdienten Feierabend. Fazit: Nach über zwei Monaten wird alles immer routinierter. Das großartige Engagement der vielen Freiwilligen macht, trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, einen reibungslosen Tafel-Betrieb möglich und lässt Zuversicht entstehen. Die neuen Arbeitsabläufe sind schon fast zur Normalität geworden.
Normal, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, bedeutete: Montag, Dienstag und Mittwoch werden in Hallbergmoos mit zwei Tafel-Lieferwagen Waren eingesammelt. Von 8 bis 12 Uhr sind die Teams unterwegs zu Supermärkten, Bäckereien, Metzgereien, Drogeriemärkten und zu zahlreichen Obst- und Gemüsebauern. Die eingesammelte Ware wird in den Räumlichkeiten der Tafel abgeliefert, sortiert und für die Kundinnen und Kunden aufbereitet. Die Ausgabe läuft nach dem „Tante Emma Prinzip“: Es werden keine Tüten vorgepackt, sondern unter Berücksichtigung von individuellen Wünschen, Vorlieben, Religion, Allergien oder Unverträglichkeiten Waren ausgewählt.
„Ich Selbst kam mir vor wie bei meiner ersten Ausgabe“
Nach Ausbruch des Coronavirus im März 2020 musste die Tafel in Hallbergmoos ihren Betrieb umstellen. Nun werden die Lebensmittel von den Helferinnen und Helfern in Kisten vorgepackt. Die Tafel-Kundinnen und -Kunden warten mit großzügigem Abstand im weitläufigen Hof bis sie an der Reihe sind. Die Reihenfolge der Ausgabe wird durch ein Nummernsystem organisiert. Die Helferinnen und Helfer sind in verschiedene Teams eingeteilt, die unabhängig voneinander arbeiten. Sollte ein Freiwilliger eines Teams erkranken, fällt nur dieses eine Team aus. Die Tafel kann ihren laufenden Betrieb dann trotzdem sicherstellen.
Von Anfang an ist die Tafel in Hallbergmoos strukturiert mit der Corona-Pandemie umgegangen, auch wenn die neuen Abläufe für das Team zu Beginn ziemlich ungewohnt waren. „Am ersten Tag standen wir etwas fragend vor dieser neuen Herausforderung. Ich selbst kam mir vor wie bei meiner ersten Ausgabe vor 17 Jahren“, erinnert sich Tafel-Leiterin Tanja Voges. Bisher hat sich der Einsatz ausgezahlt. Die Tafel kann ihren Betrieb aufrechterhalten und ihre Kundinnen und Kunden weiterhin unterstützen. Gerade in diesen Zeiten ist diese Hilfe wichtiger denn je.
© Yuki Zipse
Auch der Kontakt zu den lebensälteren Helferinnen und Helfern, die momentan zu Hause bleiben müssen, wird nicht vernachlässigt und von der Tafel gepflegt. Für viele war die Arbeit bei der Tafel ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil ihrer Woche.
„Ich hatte eine Gänsehaut und war unglaublich stolz auf die Kundinnen und Kunden“
Und auch in diesen besonderen Zeiten, gibt es immer wieder diesen einen Gänsehautmoment. Tanja Voges erinnert sich zum Beispiel an eine Situation, bei der Klopapier im Mittelpunkt stand: „Wir haben an einem Tag Klopapier ausgegeben. Das war zu einer Zeit, als es in den Supermärkten und Drogerien aufgrund von Hamsterkäufen zu Lieferengpässen kam. Nach der Tafel-Ausgabe gaben einzelne Kundinnen und Kunden einige ihrer Rollen an eine Großfamilie weiter, da sie ausreichend versorgt waren. Was im Supermarkt nicht funktioniert, funktioniert bei uns. Ich hatte eine Gänsehaut und war unglaublich stolz auf die Solidarität der Kundinnen und Kunden untereinander. Das sind die Momente, die mich für meine Arbeit motivieren.“
„Ich bin so dankbar für alle Hilfsangebote“
Dank zahlreicher Spenderinnen und Spender, Unterstützung aus der Bevölkerung und dem unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen, hat die Tafel in Hallbergmoos einen guten Umgang mit der aktuellen Ausnahmesituation finden können. Tanja Voges ist dankbar für die vielen Hilfsangebote – besonders stolz ist sie aber auf ihr Team: „Wenn es um mich herum geschäftig wuselt, muss ich manchmal mit den Tränen kämpfen.“
Die Tafel Hallbergmoos ist ein eingetragener Verein und versorgt seit 17 Jahren wöchentlich in etwa 460 Menschen mit Lebensmitteln. Tafel-Leiterin Tanja Voges war von Anfang an dabei und bereits zur Gründung fester Bestandteil des Teams. Die Tafel Hallbergmoos legt großen Wert auf sozialen Austausch und Zusammenhalt, so wurde zum Beispiel ein Begegnungs-Café eingerichtet, indem sich die Kundinnen und Kunden untereinander und mit dem Tafel-Team austauschen können. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Café zurzeit geschlossen.