© Lisa-Marie Kaspar
Der Schutz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für die Tafeln höchste Priorität: Weil das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei Infektion mit dem Coronavirus für Menschen über 60 Jahren besonders hoch ist, pausierten oder beendeten viele Tafel-Aktive ihr Engagement – meist schweren Herzens. Hannelore Zimmer, ehemalige Ehrenamtliche der Tafel Homburg, erzählt, wie sie die unsichere Zeit erlebt hat und was sie an der Tafel vermisst.
Die Gemüseabteilung der Tafel Homburg war zwei Jahre lang das zweite Zuhause von Hannelore Zimmer. Dort verteilte die 66-Jährige einmal pro Woche Salat, Paprika oder Brokkoli: „Der Kontakt zu den Menschen war das Beste an der Tafel-Arbeit. Ich wurde so freundlich aufgenommen von den anderen Ehrenamtlichen, aber auch von den Kundinnen und Kunden. Es war eine schöne Abwechslung im Alltag!“
Dem setzte der Ausbruch der Corona-Pandemie ein Ende. Die Tafel Homburg musste eine Pause einlegen, da sie die Sicherheit der Ehrenamtlichen sowie der Kundinnen und Kunden nicht mehr gewährleisten konnte. Nach rund einem Monat startete die Tafel eine Notausgabe, packte Lebensmitteltüten und gab diese im Freien aus. „Studentinnen und Studenten haben die Notausgabe übernommen, sodass wir Älteren, die zur Risikogruppe gehören, zuhause bleiben konnten“, berichtet Hannelore Zimmer.
Eröffnung mit Hindernissen
Im Juli entspannte sich die Lage dann etwas: Die Tafel konnte mit neuem Hygienekonzept wieder öffnen. Hannelore Zimmer nahm nach vier Monaten erstmals wieder ihren Platz hinter der Gemüsetheke ein. Die Ehrenamtlichen arbeiteten in festen Teams, damit im Infektionsfall nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quarantäne müssen. Um den Sicherheitsabstand einzuhalten, durften maximal fünf Kundinnen und Kunden den Tafel-Laden gleichzeitig betreten. Hilfe erhält in Homburg jeder Mensch, der diese benötigt. Eine vorherige Registrierung ist nicht notwendig.
„Einen Tag nach der ersten Ausgabe stand in der Zeitung, dass in einem Wohnblock in unmittelbarer Nähe der Tafel Corona ausgebrochen ist“, erinnert sich Frau Zimmer. Dort lebten auch mehrere Tafel-Kundinnen und -Kunden, trotzdem wurde die Tafel von offizieller Seite nicht informiert. „Es hat mich wirklich schockiert, dass uns Gesundheitsamt und Kreisverwaltung nicht Bescheid gesagt haben, obwohl sie bereits mehrere Tage vor unserer Wiedereröffnung von dem Vorfall wussten. Ich sehe es als wichtige Wertschätzung unserer Arbeit, dass die Tafel ordentlich informiert wird. Ich hatte nicht nur Angst um meine Gesundheit, sondern auch um die Gesundheit meiner Familie.“
Eine persönliche Entscheidung
Für die Tafel Homburg hat die Sicherheit der Ehrenamtlichen sowie der Kundinnen und Kunden jederzeit oberste Priorität. Hygiene- und Abstandsregeln werden konsequent umgesetzt. Und doch bleibt immer ein Restrisiko. Hannelore Zimmer musste eine Entscheidung treffen: „Ich habe eine ganze Nacht überlegt, was ich tun soll. Schließlich habe ich mich entschieden aufzuhören.“
Mit ihrem Entschluss geht es ihr heute gut. „Mir fehlt der Kontakt zu den anderen ein bisschen. Aber eine Freundin, die mich auch zur Tafel-Arbeit gebracht hat, erzählt mir immer, wie es gerade läuft und was an Ware da ist“, freut sich Hannelore Zimmer.
Der Beitrag erschien im Tafel-Magazin 2020.