© Katrin Packebusch
Im Sommer 2021 war der Tafel-Garten in Quedlinburg erfüllt von Kinderstimmen. Sarah Zschernitz von der Tafel in Quedlinburg hat uns im Interview von dem Gartenprojekt erzählt und uns verraten, warum solche außerschulischen Bildungsangebote so wichtig sind. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Förderung von Tafel macht Kultur.
Unkraut jäten, Kräuter pflanzen, Beete gestalteten, Obst ernten und weitverarbeiten – so und so ähnlich sah eine Woche von 15 Kindern aus Quedlinburg und Umgebung in den Sommerferien 2021 aus. Die Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren nahmen am Gartenprojekt der Tafel Quedlinburg teil, die gemeinsam mit dem Dachverein Reichenstraße e.V. und dem Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e. V., das Programm im tafeleigenen Garten auf die Beine stellten. Gefördert wurde das Projekt durch „Tafel macht Kultur“.
Wir haben mit Sarah Zschernitz von der Tafel Quedlinburg gesprochen und nachgefragt, wie das Gartenprojekt bei den Kindern ankam, welche Bedeutung kostenfreie außerschulische Bildungsangebote für Kinder haben, die sonst aus finanziellen Gründen nicht die Möglichkeit haben, an solchen Angeboten teilzunehmen und welche neuen Projektideen es aktuell in Quedlinburg gibt.
Was begeistert Sie am Projekt „Tafel macht Kultur“?
Tafel macht Kultur gibt uns Tafeln die Möglichkeit, über die ordinäre Tafel-Arbeit hinaus Kinder und Jugendliche zu unterstützen und zu fördern. Es entwickeln sich durch die Projekte langfristige und nachhaltige Bündnisse, die vor allem bei uns im ländlichen Raum unabdingbar für die zukunftsorientierte Arbeit sind. Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen wird damit die Möglichkeit gegeben, dass Gleiche wie ihre Altersgenossen erfahren zu dürfen. Im Fokus steht das gemeinsame kulturelle Erleben und nicht die sozialen und finanziellen Hintergründe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Als Tafel erhalten wir durch die Projektarbeit zudem die Möglichkeit, die Kinder und Jugendlichen auf ganz neue Weise kennenzulernen und bereits früh über unsere Arbeit zu informieren.
Welche Veränderungen am Verhalten der Kinder und Jugendlichen konnten Sie während und nach Abschluss der Projekte beobachten?
Anfängliche Hemmungen und Schüchternheit wurden sehr schnell im Verlauf des Projekts abgebaut. Während zu Beginn vor allem Unsicherheiten im Formulieren der eigenen Wünsche und Interessen bestand, sagten die Kinder im Verlauf der Woche und am Projektende sehr selbstbewusst, welche Tätigkeiten sie durchführen möchten und welche nicht. Einige der teilnehmenden Kinder zeigten während der Projektwoche Verhaltensauffälligkeiten, beispielsweise fielen sie durch eine sehr aggressive Sprache auf. Solche Situationen wurden von unseren Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern direkt aufgegriffen und in der Gruppe oder im Einzelgespräch thematisiert, sodass wir die Kinder und Jugendlichen auch dahingehend sensibilisieren konnten.
Was nehmen die Kinder für ihre Zukunft mit?
Neben der Selbstbewusstseins- und Wahrnehmungsstärkung erhielten die Kinder in unserer Projektwoche viele Informationen rund um das Thema Garten, zum Beispiel: Wie wird eine Kartoffel geerntet und zubereitet? Wie pflanzt man Kräuter? Wie kann man leere Tetrapacks und Dosen sinnvoll weiterverwenden? Wie funktioniert eine Toilette ohne Wasser?
Wie wichtig sind solche Projektangebote, die über die klassische Tafel-Arbeit hinausgehen, für die Kinder im Alltag?
Die Angebote sind sehr wichtig. Sie ermöglichen den Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an kulturellen Projekten und Freizeitaktivitäten, von denen sie sonst ausgeschlossen wären. Zudem stärken die Projekte das Selbstwertgefühl der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Bitte schauen Sie für uns einmal in die Zukunft: Was für Ideen und Wünsche haben Sie hinsichtlich der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit bei der Tafel Quedlinburg?
Wir möchten die Kinder- und Jugendarbeit weiter ausbauen und durch den Einsatz eines Bildungsreferenten oder einer -referentin stärken. Unser Projekt „Abenteurer Heimat“ soll sich als jährliches Projekt etablieren. Zudem wollen wir von nun an mindestens einmal im Jahr ein Gartenprojekt in unserem Tafel-Garten umsetzen. Darüber hinaus planen wir für nächstes Jahr ein Zirkusprojekt. Wie Sie sehen, sprudeln wir nur so vor Ideen. Wir können uns zum Beispiel zukünftig auch Projekte mit dem Schwerpunkt Musik oder Literatur vorstellen.
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei dem Team von „Tafel macht Kultur“ bedanken, das uns immer sehr unkompliziert mit Rat und Tat zur Seite steht.
Können Sie uns erzählen, welche Ideen und Wünsche von Familien, Ehrenamtlichen und Kindern bestehen? Gibt es weiteren Unterstützungsbedarf?
Im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern sowie den ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern fällt nach Abschluss unserer Projekte immer nur ein Wort: Nochmal! Die meisten Wünsche konzentrieren sich darauf, die erfolgreichen Projekte ein weiteres Mal stattfinden zu lassen und die alten und neu gewonnenen Freunde wieder zu sehen.
Ermöglicht wurde das Ferienprogramm durch das Förderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Als Programmpartner bringt die Tafel Deutschland in Kooperation mit der Tafel-Akademie mit dem Projekt „Tafel macht Kultur“ kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in die Tafeln.