© Heilbronner Tafel
Die Heilbronner Tafel hat es mit zwei Projekten geschafft, Lebensmittelüberschüsse restlos zu verwerten. Ein Landwirt bot der Tafel Stellplatz an, um zwei Tafel-Schweine großzuziehen und sie mit Bioabfällen der Tafel zu füttern. Die verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren werden im Tafel-Laden angeboten. Zusätzlich macht die Tafel mithilfe eines Dörr-Apparates Obst länger haltbar.
Was passiert mit den Bioabfällen, die bei der Tafel anfallen? Matthias Weiler, Abteilungsleiter für die Tafeln bei der Diakonie in Heilbronn, und sein Team überlegten, wie sie die Abfälle der Tafel weiterverwenden könnten. Kleintierzüchter und Landwirte aus der Region holten bereits regelmäßig Obst und Gemüse für ihre Hühner und Schweine ab. Doch es blieben immer noch Lebensmittel übrig. Der befreundete Landwirt Emmanuel Yacoub kam einmal die Woche zur Heilbronner Tafel, um Bioabfälle für seine Schweine einzusammeln. Die Tafel-Mitarbeiter kamen mit ihm ins Gespräch. Die Idee: Für das Obst, Gemüse und die Brotwaren, die er für seine Schweine abholt, bietet er Stellplatz für zwei weitere Schweine. Der Landwirt aus Waldenburg entschied sich, mit der Tafel zu kooperieren und zwei Tafel-Schweine großzuziehen. Die Tiere erhalten die Lebensmittelabfälle der Tafel und haben genügend Platz im Grünen. „Wir haben dadurch Entsorgungskosten gespart und obendrein noch Fleisch bekommen“, freut sich Abteilungsleiter Matthias Weiler.
Dieses Jahr kaufte die Heilbronner Tafel zum dritten Mal zwei Jungschweine. Ein Schlachtbetrieb aus der Region unterstützt und übernimmt das Schlachten der Tiere. Für die Weiterverarbeitung hat die Tafel eine Berufsschule als Partner gewonnen: Angehende Fleischer der Peter-Bruckmann-Schule unterstützen die Arbeit der Tafel, indem sie die Schweine verarbeiten. Pro Schwein werden 120 Kilogramm Fleisch- und Wurstwaren gewonnen, die anschließend wieder an die Tafel gegeben und dort für einen symbolischen Betrag angeboten werden. Der PeterBruckmann-Schule kommt die Kooperation gelegen, um das Fleischerhandwerk in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Schule bildet derzeit 30 Schüler zu Fleischern und Fleischereifachverkäufern aus.
Eine Tonne gerettetes Obst
Immer wieder kommt es auch in der Tafel dazu, dass Obst wegen unschöner Druckstellen oder weil es einfach übrigbleibt, nicht mehr weitergegeben werden kann. Matthias Weiler und seine Kollegen überlegten sich eine Lösung, um die vielen Äpfel und Bananen, die nach der Ausgabe übrigblieben, weiterzuverwenden. Sie kamen auf die Idee, das Obst zu dörren, um es länger haltbar zu machen, und kauften sich mithilfe der Lidl-Förderung einen professionellen Dörr-Apparat. Ein Trocknungsvorgang dauert 14 Stunden, somit kann pro Tag eine Charge Obst gedörrt werden. Seit vier Jahren dörren die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Uta David und Petra Woloszynski erfolgreich Obst und verkaufen die kleinen Dörrobst Tüten im Tafel-Laden. Der Erlös fließt in die Finanzierung des Tafel-Betriebs. Insgesamt konnte mit dieser Technik bisher etwa eine Tonne Äpfel und Bananen gerettet werden.
Die Heilbronner Tafel wurde 1995 gegründet. Inzwischen sind in der Trägerschaft des Diakonischen Werkes Heilbronn vier Tafel-Läden mit insgesamt 15 Ausgabestellen organisiert. Sie sorgen mit der Hilfe vieler ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine gesunde Ernährung von 12.000 bedürftigen Menschen. 100 Lebensmittelläden spenden täglich Waren an die Tafel.
Der Beitrag erschien im Tafel-Magazin 2018.