Alle sprechen über generationenübergreifendes Arbeiten – wir machen es

Freiwillige in Tübingen bei einer Teambesprechung im Freien

Teambesprechung in der Abendsonne © Junge Tübinger Tafel

Die Junge Tübinger Tafel (JTT) hat sich im Jahr 2020 gegründet. Junge Helfer:innen sind der Tafel nach Ausbruch der Corona-Pandemie spontan zur Seite gesprungen – und bis heute geblieben. Mit Reinhardt Seibert (Vorsitzender der Tübinger Tafel), Jörg-Dieter Schultz (Vorstandsmitglied der Tübinger Tafel und Initiator der JTT) und Isabel Weber (JTT) haben wir über den erfolgreichen Start sowie aktuelle Projekte der Jugendorganisation gesprochen.

Die Junge Tübinger Tafel hat sich im ersten Pandemiejahr gegründet. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 haben sich viele junge Menschen bei der Tafel gemeldet und ihre Unterstützung angeboten. Weil Universitäten und Schulen geschlossen waren, war plötzlich viel Zeit und die Solidarität riesengroß. Als die Tafel die ersten Wochen der Pandemie schließen musste, da viele Tafel-Aktive zur Risikogruppe gehörten und Abläufe neu strukturiert wurden, waren sie da: die jungen Helferinnen und Helfer. Und auch nachdem sich die neuen Strukturen eingespielt hatten, sind viele geblieben. Das war der Beginn der JTT.

„Als die Tafel wieder geöffnet hat, merkten wir, dass wir mehr Freiwillige brauchen. Ich habe daraufhin in meiner Nachbarschaft bei Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden Werbung gemacht und von der Tafel-Arbeit erzählt. Nach und nach entstand ein Netzwerk, was als Grundlage und Motivation diente, mehr mit jungen Menschen auf die Beine zu stellen“, erzählt Jörg-Dieter Schultz, Vorstandsmitglied der Tübinger Tafel und Initiator der JTT. Gleichzeitig war die interne Kommunikation wichtig, um alle in der Tafel für die Gründung einer Jugendgruppe zu begeistern. „Mit am wichtigsten ist, dass die Gründung von der gesamten Tafel ausgeht. Ohne den Rückhalt von Vorstand, Bereichsleitung und Mitarbeitenden wäre der Start sehr schwierig gewesen“, sagt Isabel Weber von der JTT und Jörg-Dieter Schultz ergänzt: „In den Teams gab es manchmal Skepsis gegenüber den neuen jungen Freiwilligen nach dem Motto: Sind die besser als wir? Die Kommunikation und die Integration müssen mit Fingerspitzengefühl und Empathie durchgeführt werden. Das hat bei uns gut geklappt.“

Sieben Freiwillige der Jungen Tübinger Tafel

Die JTT initiiert und unterstützt unterschiedliche Projekte rund um die Tafel-Arbeit © Junge Tübinger Tafel

Die jungen Freiwilligen sind, neben ihrem Engagement für die JTT, im Alltagsbetrieb der Tafel dabei. Sie engagieren sich in allen Bereichen – vom Fahr- und Abholdienst, der Lebensmittelsortierung bis hin zur Ausgabe. „Es ist toll, mit älteren Menschen, außer den eigenen Großeltern, zu tun zu haben. In beide Richtungen ist das eine große Bereicherung“, schwärmt Isabel Weber. Die Tafel unterstützt die notwendigen flexiblen Einsatzzeiten, sodass das ehrenamtliche Engagement sowie Schule, Ausbildung oder Uni gut unter einen Hut gebracht werden können. Die jungen Menschen bringen neue Impulse in die Tafel-Arbeit ein, die Arbeitsabläufe erleichtern: „Wir haben jetzt zum Beispiel im Fahrdienst eine Signal-Gruppe. Davor wurde alles per Mail geregelt, was sehr anstrengend und umständlich war“, erzählt Isabel Weber.

Gemeinsam engagieren, gemeinsam entscheiden

Die JTT trifft sich alle zwei Wochen in großer Runde in der Tafel. Jedes der ca. 20 Mitglieder kann Themen und neue Ideen einbringen. Entscheidungen werden basisdemokratisch abgestimmt. „Es ist überraschend unkompliziert, basisdemokratisch und flexibel zu arbeiten, obwohl wir uns nicht immer einig sind und es auch zu Diskussionen kommt“, zeigt sich Isabel Weber begeistert.

Gemeinsames Essen im Hinterhof der Tafel © Junge Tübinger Tafel

Um die verschiedenen Aufgaben zu strukturieren und untereinander aufzuteilen, werden Untergruppen gebildet, in denen sich alle, die sich dafür interessieren, engagieren können. So gibt es unter anderem eine Organisations-Gruppe, die die Fäden der JTT zusammenhält, eine Social-Media- und Website-Gruppe oder eine Gruppe, die Projekte für Tafel-Kundinnen und -Kunden, insbesondere für Kinder, organisiert. Zudem bietet eine Untergruppe digitale Medienfortbildungen für ältere Aktive in der Tafel an. Besonders mit Blick auf Social Media und den Aktivitäten der JTT auf den verschiedenen Plattformen ist eine transparente Kommunikation wichtig. So erzählt Reinhardt Seibert, Vorsitzender der Tübinger Tafel: „Am Anfang bestand Unklarheit und Zurückhaltung über die Aktivitäten der JTT auf Instagram. Es ist wichtig, dass auch den älteren Freiwilligen erklärt wird, was über die neuen Medien kommuniziert wird. Damit werden Vorurteile aus der Welt geschaffen.“

Lebensmittel retten, Menschen helfen, Klima retten – die JTT beim Klimastreik © Junge Tübinger Tafel

Tafel-Engagement als Studienleistung

Um neue Freiwillige für die Tafeln zu gewinnen, hat sich die JTT als Hochschulgruppe der Universität Tübingen registriert. Das bedeutet, dass Studierende, die sich bei der Tafel engagieren, Credit Points für ihren Einsatz bekommen, die sie als Studienleistung anrechnen können. Darüber hinaus kann die JTT, als Teil des Hochschulsystems, auf die dortige Infrastruktur wie zum Beispiel Räumlichkeiten oder Kamera-Equipment zurückgreifen.

Über Tafel Deutschland, den Dachverband der Tafeln, können finanzielle Förderungen für die Jugendarbeit in der Tafel beantragt werden. Die JTT hat über diesen Weg bereits zwei Projektideen umgesetzt: Zum einen hat sie Merchandise-Materialien wie Pullover und Sticker mit dem JTT-Logo erstellen lassen. Zum anderen hat sich das Team das Thema Lebensmittelverschwendung auf die Fahne geschrieben: Um noch mehr Backwaren aus den Supermärkten zu retten, haben sie in Kooperation mit einer inklusiven Werkstatt Brotsäcke genäht. Kurz nach Ladenschluss retten sie Brot und Brötchen, die nicht verkauft wurden, vor der Tonne.

Wertschätzung für generationenübergreifendes Arbeiten

Die JTT ist mittlerweile fester Bestandteil der Tübinger Tafel. Bei den Vorstandswahlen im April 2022 wurde ein Mitglied der JTT in den siebenköpfigen Vorstand gewählt. Ein starkes Zeichen für die Tafel Jugend und das generationenübergreifende Arbeiten in der Tafel.

Isabel Weber hat einen letzten Tipp für alle Tafeln, die nun auch Lust bekommen haben, eine Tafel Jugend zu gründen: „Meine Empfehlung ist, einen Leitfaden mit klaren Zielen zu erstellen: Wie wollen wir Entscheidungen treffen? Welche Messenger und Plattformen wollen wir nutzen? Welche Meilensteine legen wir fest? Welche Projekte setzen wir um? Das erleichtert die Arbeit, gerade in der Anfangszeit, enorm.“


Kontakt

Du möchtest mehr über die Tafel Jugend erfahren und herausfinden, ob es in deiner Statd auch schon eine Jugendorganisation gibt? Mehr Informationen findest du auf der Website der Tafel Jugend oder du schreibst uns eine E-Mail an info[at]tafel-jugend[dot]de.

Wenn du mehr über die JTT erfahren oder dich in Tübingen engagieren möchtest, dann schreibe gerne eine E-Mail an junge[at]tuebingertafel[dot]de.

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