Bündnis Lebensmittelrettung fordert wirkungsvolle Maßnahmen gegen Verschwendung

Engagierte aus dem Bündnis Lebensmittelrettung stehen mit geretteten Lebensmitteln vor dem Bundesernährungsministerium.
Foto: Tafel Deutschland e.V.

Bis 2030 will die Bundesregierung Lebensmittelverschwendung halbieren. Die Zeit rennt, trotzdem wurde jenseits von freiwilligen Selbstverpflichtungen kaum etwas erreicht. Anlässlich der Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ hat deshalb das Bündnis Lebensmittelrettung, zu dem auch Tafel Deutschland gehört, zehn konkrete Forderungen an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft übergeben.

Ein Korb mit Rettichen, an denen Forderungen des Bündnisses Lebensmittelrettung befestigt sind

Zehn gerettete Rettiche liegen auf einem Lastenfahrrad; an jeden ist eine Forderung befestigt. Von Ernährungsbildung über Rechtssicherheit für Lebensmittelspenden bis zu transparenten Regeln für das Mindesthaltbarkeitsdatum: Das Wurzelgemüse steht symbolisch für verbindliche und konkrete Maßnahmen, die das Bündnis Lebensmittelrettung erarbeitet und in einem politischen Positionspapier (PDF) veröffentlicht hat. Die Organisationen und Initiativen, die sich im Bündnis Lebensmittelrettung zusammengeschlossen haben, fordern, dass das Bundesministerium für Ernährung (BMEL) die Maßnahmen in seiner Ernährungsstrategie berücksichtgt. Diese wird gerade erarbeitet und zum Ende des Jahres 2023 erwartet.

Die Rettiche, verbunden mit den Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung, überreichten Vertreterinnen und Vertreter des Bündnisses Lebensmittelrettung am 4. Oktober an Eva Bell, Leiterin der Abteilung „Gesundheitlicher Verbraucherschutz und Ernährung“ im BMEL.

Das sind die zehn Forderungen des Bündnisses Lebensmittelverschwendung

  1. Verbindliche branchenspezifische Reduktionsziele entlang der gesamten Wertschöpfungskette beschließen
  2. Kontrollinstanz, Datenerhebung und Berichtspflicht einführen
  3. Lebensmittel-Nutzungshierarchie gesetzlich verankern und Weitergabe verpflichtend machen
  4. Rechtssicherheit bei Lebensmittelspenden schaffen und Haftungsfragen klären
  5. Steuerliche Anreize für die Weitergabe von Lebensmitteln schaffen
  6. Wertschätzung und Bildung fördern
  7. Ästhetische Standards abschaffen
  8. Verbindliche Maßnahmen für die Außer-Haus-Verpflegung
  9. Willkür bei der Festlegung von Haltbarkeitsdaten beenden und längere Haltbarkeit von Produkten transparent machen
  10. Unterstützung für Schulungs- und Umstellungsmaßnahmen

Details zu den einzelnen Forderungen lest ihr auf der Website des Bündnisses Lebensmittelrettung.

Warum ist Lebensmittelverschwendung so ein großes Problem?

Lebensmittelverschwendung verhindert, dass alle Menschen ausreichend gute, gesunde und bezahlbare Lebensmittel zur Verfügung haben. Weltweit wird genug produziert, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren. Jedoch landet ein Drittel all dieser Lebensmittel im Müll. Ob bei der Ernte, in der Produktion, im Handel, in der Gastronomie oder in Privathaushalten: An allen Punkten der Wertschöpfungskette werden Lebensmittel verschwendet. Statt auf dem Teller landen sie in der Tonne.

Das führt nicht nur dazu, dass nicht genug für alle Menschen da ist. Lebensmittelverschwendung befeuert auch die Klimakrise: Produktion, Lagerung und Transport erzeugen Treibhausgase und verbrauchen Wasser, Energie, landwirtschaftliche Nutzfläche und Arbeitszeit. All das landet zusammen mit dem weggeworfenen Lebensmittel im Müll. Laut WWF verursacht Lebensmittelverschwendung bis zu zehn Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase.

Auch in Deutschland werden pro Jahr 11 bis 18 Millionen Tonnen Lebensmittel sinnlos verschwendet. Gleichzeitig steigen die Preise, die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf zahlen müssen. Lebensmittel zu retten hilft deshalb Mensch und Umwelt gleichermaßen.

Organisationen wie die Tafeln retten Lebensmittel. Zwar können wir pro Jahr 265.000 Tonnen Obst, Brot und Co an Menschen mit wenig Geld weiterverteilen, jedoch landet immer noch eine riesige Menge guter Nahrungsmittel im Müll. Verbindliche und verpflichtende Maßnahmen sind deshalb dringend nötig, um die Verschwendung schnell und nachhaltig zu reduzieren.

Wir erleben bei den Tafeln immer mehr Menschen, die sich nicht genug Lebensmittel leisten können und sehen auf der anderen Seite nach wie vor eine gigantische Verschwendung. Das Spenden von Lebensmitteln muss auch deshalb dringend vereinfacht und rechtssicher gemacht werden. Zugleich brauchen gemeinnützige Organisationen wie die Tafeln finanzielle Unterstützung für die Rettung von Lebensmitteln.

Sirkka Jendis, Geschäftsführerin Tafel Deutschland e. V.

Mitglied im Bündnis Lebensmittelrettung sind die Deutsche Umwelthilfe, Farm Food Climate, Foodsharing, Querfeld, RESTLOS GLÜCKLICH, SIRPLUS, Too Good To Go, Tafel Deutschland, Veggie Specials und WWF Deutschland.

Ähnliche Beiträge