Fotos: Hiltrud Drachenberg
Wie bereite ich Rosenkohl schmackhaft zu? Welche Nährstoffe verstecken sich in Tomaten? Warum sind Nüsse gut für Herz und Kopf? Spielerisch und durch praktisches Anwenden lernen Kinder im Projekt „Tafel is(s)t gesund und nachhaltig“, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht. Beim Schnippeln und Probieren gibt es neben viel Spaß auch viel zu entdecken.
Ob „Coole Drinks“, „Zu gut für die Tonne“ oder „Lustige Brotgesichter“, die Themen der Ernährungsbildungsseminare des Projektes „Tafel is(s)t gesund und nachhaltig“ laden zum Mitmachen ein. Pünktlich zum Anfang der bayrischen Sommerferien ist in der Tafel Würzburg solch ein Kurs für Kinder und Jugendliche gestartet.
Zehn junge Gäste aus vier verschiedenen Ländern haben zusammen gekocht, geschnippelt und gelernt. Das Besondere daran: Die Altersspanne reichte von 5 bis 15 Jahren. Trotz Sprachbarrieren und Altersunterschieden gab es kaum Berührungsängste, Sprachbarrieren wurden spielerisch umgangen.
Margareta beispielsweise, die erst am zweiten Tag dazu stieß, wurde gleich wertschätzend in Empfang genommen und von den anderen Kindern angeleitet. Schwierigkeiten in der Verständigung löste sie in Englisch. Ein neunjähriger Junge aus der Ukraine wurde per Übersetzungs-App unterstützt. Innerhalb der Gruppe wurde Ernährungswissen untereinander ausgetauscht und sich gegenseitig geholfen. Der Wissensdurst schweißte alle während der Woche Stück für Stück zusammen.
Gesund und nachhaltig durch den Alltag
Ziel des Projektes „Tafel is(s)t gesund“ ist es, zu vermitteln, was gesunde Ernährung bedeutet und dieses Wissen im Alltag umzusetzen. Das Angebot richtet sich an Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche und legt, je nach Zielgruppe, unterschiedliche Schwerpunkte. Gleichzeitig werden Tipps an die Hand gegeben, wie Lebensmittelverschwendung reduziert werden kann. Zum Abschluss jedes Seminartages wird gemeinsam gekocht und gegessen. So wird verwertet, was in der Tafel-Ausgabe oft liegen bleibt. Einfach, weil die Tafel-Kundinnen und -Kunden bestimmte Lebensmittel nicht kennen oder nicht wissen, wie sie zubereitet werden. Zudem werden Orte für Begegnung geschaffen, um auch mitmenschlichen Kontakten einen wichtigen Platz einzuräumen.Aus diesem Grund setzt das Projekt darüber hinaus auf den Auf- und Ausbau von Essensangeboten in Form von Mittags- und Abendtischen. Denn bei einer warmen und gesunden Mahlzeit findet man auch ein offenes Ohr für die Probleme und Herausforderungen des Alltags.
Abwechselnd lernen, rätseln, bewegen und mit allen Sinnen genießen
Die Lerneinheiten werden regelmäßig durch feste Bestandteile wie Bewegung, Quizfragen und Sinnexperimente aufgelockert. Durch die abwechslungsreiche Gestaltung wurde es in Würzburg nie langweilig. Die Quizaufgaben fesselten die Gruppe regelrecht: Die Kinder und Jugendlichen wollten die Rätsel nicht beiseitelegen, bis sie sie gelöst hatten. Bei den Sinnexperimenten war die Gruppe in Würzburg so konzentriert bei der Sache, dass es ganz still wurde.Das große Highlight aber war das tägliche Kochen und das gemeinsame Essen. Beim Schnippeln und Zubereiten der Mahlzeiten halfen die Jugendlichen den Kindern und so blühten alle im Laufe der Seminartage auf, waren motiviert und aktiv dabei. Am beliebtesten waren die lustigen Brotgesichter, bei denen die Kinder ihre Brote mit Gemüse dekorierten.
Projektumsetzung
Seit dem Start von „Tafel is(s)t gesund“ im Herbst 2021 haben sich insgesamt 16 Tafeln mit 22 Seminaren beteiligt, davon zwölf für Kinder und Jugendliche und zehn für Erwachsene. Somit freuten sich bereits insgesamt 300 Tafel-Kundinnen und -Kunden über ein Seminarangebot. Von Würzburg über Dortmund bis nach Oschatz und Spremberg verteilten sich die Projekt-Tafeln bundesweit. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten einige Ernährungsbildungsseminare nicht wie geplant stattfinden. Doch die Projektmitarbeiterinnen suchen auch 2023 Tafeln, die die Ernährungsbildungsseminare oder einen Mittags- oder Abendtisch anbieten wollen oder Unterstützung bei der Umsetzung benötigen. Das vom BMEL geförderte IN FORM-Projekt „Tafel is(s)t gesund und nachhaltig“ wird von der Tafel-Akademie in Kooperation mit der Tafel Deutschland umgesetzt. Die Förderperiode beträgt drei Jahre (2021 bis 2024).
Freundschaft geht durch den Magen
Zum Ende der Woche sind unter den Kindern Freundschaften entstanden und die Kinder fanden es schade, dass der Kurs so schnell vorbei war.Das Projekt möchte erreichen, dass sich Menschen in den Tafeln ausgewogen ernähren, auch wenn das Geld knapp ist. Das Bildungsangebot sensibilisiert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur für das Thema einer gesunden Lebensweise und stärkt ihre Ernährungskompetenz, es schafft auch soziale Teilhabe, an der es ihnen häufig ebenso fehlt wie an gesunder Nahrung.Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuen sich zum Abschluss des Seminars über eine Urkunde.
Weitere Informationen zum Projekt und wie man mitmachen kann, finden Sie hier.
Dieser Beitrag erschien im Tafel-Magazin 2022.