Tafeln gegen Rassismus 2025: Vielfalt stärken, Armut bekämpfen

6 Engagierte der Tafel Duisburg stehen für die Aktion Tafeln gegen Rassismus 2025 untergehakt in der Ausgabe und lächeln in die Kamera.

Foto: Tafel Duisburg

Rassismus und Diskriminierung sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet und stark mit struktureller Benachteiligung wie einem erhöhten Armutsrisiko verbunden. Darauf macht Tafel Deutschland als Partnerin der Internationalen Wochen gegen Rassismus aufmerksam, die 2025 unter dem Motto „Menschenwürde schützen“ stattfanden.

Grafik der Stiftung gegen Rassismus: Menschenwürde schützen

Vielfalt ist eine Stärke. Das sehen wir jeden Tag in den Tafeln, wo Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten zusammenkommen. Sie alle verbindet der Wunsch, Gutes zu tun und zu helfen. „Wer wegen schwieriger finanzieller Umstände zu uns kommt, erhält Hilfe, solange es den Tafeln möglich ist“, erklärt Andreas Steppuhn, Vorsitzender von Tafel Deutschland.

Fast alle Tafeln helfen geflüchteten Menschen

Momentan unterstützen über 90 Prozent der Tafeln Geflüchtete, darunter viele Menschen aus der Ukraine. „Wir machen keinen Unterschied zwischen den Menschen, denn Armut ist immer ein großes Problem, egal, wen sie trifft“, sagt Andreas Steppuhn.

Armutsrisiko in Deutschland für Menschen mit Migrationsgeschichte: 28,1 % und für Menschen ohne Migrationsgeschichte: 12,2 % (Balkendiagramm)

Generell leben Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland überdurchschnittlich oft unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Mit 28,1 Prozent ist die Armutsquote von Menschen mit Migrationsgeschichte laut Paritätischem Armutsbericht 2024 mehr als doppelt so hoch wie die Armutsquote von Menschen ohne Migrationsgeschichte, die bei 12,2 Prozent liegt.

Von Rassismus betroffene Menschen werden häufig auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt diskriminiert und haben seltener Zugang zu höherer Bildung. Zudem erschwert ein unsicherer Aufenthaltsstatus vielen den Zugang zu gleichberechtigter sozialer Teilhabe. Diese strukturelle Benachteiligung führt letztendlich dazu, dass rassismusbetroffene Menschen geringere Chancen auf sozialen Aufstieg haben und mit höherer Wahrscheinlichkeit in Armut leben.

Was hilft dagegen? Menschen, die rassistisch diskriminiert werden, benötigen gezielte Förderung sowie einen gerechten Zugang zu Bildung, zum Arbeits- und Wohnungsmarkt. Politische Maßnahmen sind ein Teil dessen, aber auch die Gesellschaft muss umdenken und allen Menschen einen inklusiven, gerechten Zugang ermöglichen. Angebote wie die der Tafeln können Armut in der Zwischenzeit nur lindern – das tun sie, so gut wie möglich.

Geflüchtete bei den Tafeln als Kund:innen und Engagierte

Auszug Satzung Tafel Deutschland e.V. (§ 2 II.): Die Tafel-Arbeit zeichnet sich aus durch Wertschätzung aller in Deutschland lebenden Menschen unabhängig von Nationalität, kultureller Herkunft, religiöser und politischer Überzeugung. Die Tafeln achten die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.

Tafeln unterstützen armutsbetroffene Menschen – unabhängig von deren sozialer oder ethnischer Herkunft, Nationalität, Alter, Geschlecht, sexueller Identität, Religion oder Weltanschauung, Behinderung oder Beeinträchtigung.

Das ist fester Bestandteil der gemeinsamen Arbeit der 974 Tafeln. In unserer Satzung, der alle Mitglieder von Tafel Deutschland zugestimmt haben, bekennen wir uns zur Wertschätzung aller in Deutschland lebenden Menschen. Zudem ist Humanität einer der vier Werte, die die Tafeln für ihre Arbeit ausgewählt haben: Wir begegnen allen Menschen mit Respekt und achten ihre Würde. Auch mit der Charta gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus treten wir für Anerkennung statt Ausgrenzung ein. In unserer täglichen Arbeit haben wir den Anspruch, alle Menschen diskriminierungssensibel zu behandeln.

Geflüchtete Menschen zählen nicht nur zur Tafel-Kundschaft, in vielen Tafeln engagieren sie sich auch selbst ehrenamtlich. Jamila, die bei der Tafel Potsdam mitarbeitet, empfiehlt allen, die Zeit haben, ein Ehrenamt bei den Tafeln: „Ehrenamtliche Arbeit ist sehr schön und gibt den Menschen Menschlichkeit. Wir helfen uns gegenseitig.“


Portrait von Tafel-Helfer Mahmoud

„Nachdem ich selbst zwei Wochen lang Tafel-Kunde war, habe ich angefangen mitzuhelfen. Am Anfang ging es mir vor allem darum, Deutsch zu üben. Die Arbeit bei der Tafel hat sehr dazu beigetragen, dass mein Deutsch besser geworden ist – insbesondere, weil ich vorher kaum Kontakt zu Deutschen hatte.“

Mahmoud, Ehrenamtlicher bei der Tafel Wörth

Fotoaktion Tafeln gegen Rassismus 2025: Arm in Arm zusammenstehen

Sie verteilen gerettete Lebensmittel, haben ein offenes Ohr oder laden zu Projekten ein: Die 75.000 Tafel-Aktiven leisten praktische und direkte Hilfe, um ihrer Kundschaft den Alltag zu erleichtern. Um das bildlich zu verdeutlichen, hat Tafel Deutschland die Fotoaktion Tafeln gegen Rassismus 2025 ausgerufen: Tafel-Teams haben uns Fotos geschickt, wie sie untergehakt, Arm in Arm vor oder in der Tafel-Ausgabe zusammenstehen.

Das Team der Tafel Bremervörde steht untergehakt für die Aktion Tafeln gegen Rassismus 2025 vor dem Tafel-Gebäude
Foto: Tafel Bremervörde

Im Alltag ist das Ehrenamt oft still und findet außerhalb der Tafeln wenig Beachtung. Doch für armutsbetroffene Menschen sind die Tafeln ein wichtiger Anlaufpunkt. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus, die 2025 vom 17. bis 30. März liefen, wollten wir daher öffentlich für Vielfalt und Gerechtigkeit einstehen und ein Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen.

Wir sind überzeugt: In einer gerechten Gesellschaft stärken und unterstützen sich Menschen gegenseitig. Deswegen stehen wir mit Tafeln gegen Rassismus 2025 erneut für eine solidarische Gemeinschaft ein. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, können sich Menschen in ihrer Individualität entfalten und sich gleichzeitig mit ihren Stärken und Wünschen gesellschaftlich einbringen.

Einsatz für Vielfalt bleibt im aktuellen politischen Klima wichtig

Bundesweit und international ist die politische Lage angespannt, was die Ungleichheit zwischen armutsbetroffenen und wohlhabenderen Gruppen verstärkt. Strukturelle Benachteiligungen verfestigen sich und Diskriminierung prägt den Alltag vieler benachteiligter Menschen. Der vergangene Wahlkampf war rau und instrumentalisierte mit Geflüchteten und Menschen, die Bürgergeld empfangen, einige der einflusslosesten und verletzlichsten Gruppen.

Deswegen muss das Ende der diesjährigen Wochen gegen Rassismus den Anfang markieren, um Diskriminierung und Ausgrenzung jeden Tag mit Empathie entgegenzutreten. Lasst uns weiterhin Vielfalt stärken und Armut bekämpfen!

Farbenfrohe Illustration von 3 Helfer:innen untergehakt zur Aktion Tafeln gegen Rassismus 2025. text: Arm in Arm sind wir stark gegen Armut, Ausgrenzung und Rassismus. Wir bringen unsere individuelle Stärken für eine offene und solidarische Gesellschaft ein.
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