@ Lisa-Marie Kaspar
Grün, frisch und saftig sehen die Äpfel im Supermarkt aus, da greift man gerne zu. Zuhause liegen sie zwei Wochen im Obstkorb unter der Mango oder den Bananen, die noch appetitlicher erscheinen. Die Äpfel geraten in Vergessenheit und werden entsorgt, nachdem sich erste Dellen zeigen. Eigentlich hätte daraus noch ein leckerer Apfelkuchen oder ein Kompott gezaubert werden können. Stattdessen landet das Obst, das oft extra aus Übersee für den europäischen Gaumen eingeflogen wurde, achtlos im Müll.
Ähnlich wie den Äpfeln ergeht es einem Drittel aller produzierten Lebensmittel weltweit: Sie landen in der Tonne. Statistisch gesehen sind das alle Nahrungsmittel, die von Januar bis Mai produziert werden. Der Tag der Lebensmittelverschwendung am 2. Mai macht daher symbolisch auf das maßlose Verschwenden aufmerksam.
Lebensmittel retten, Klima schützen
Nicht nur einwandfreie Lebensmittel werden unnötig verschwendet, sondern auch alle Ressourcen, die bei Produktion und Transport verbraucht werden. Unzählige Tonnen an Co2 werden im Zuge der sinnlosen Produktion ausgestoßen. Insgesamt entstehen 8 Prozent aller menschengemachter Treibhausgas-Emissionen durch Lebensmittelverschwendung. Vor dem Hintergrund der Klimakrise sind die Überproduktion und der unbedachte Konsum von Nahrungsmitteln untragbar.
Jeder kann sich für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln einsetzen. @ Wolfang Borrs
Lebensmittel retten, soziales Gleichgewicht fördern
Neben der Belastung für die Umwelt bekommen die Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung in Zeiten der Corona-Pandemie eine weitere dramatische Aktualität: Während immer mehr Menschen durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Schwierigkeiten haben, sich ausgewogen und gesund zu ernähren, werden gleichzeitig tonnenweise Lebensmittel vernichtet. Verschwendung und Überfluss präsentieren das soziale Ungleichgewicht. So steht die maßlose Lebensmittelverschwendung im Kontrast zur gleichzeitig steigenden Armut.
Die Tafeln tragen dazu bei, dieses Ungleichgewicht ein Stück weit zu kompensieren: Jährlich retten sie 265.000 Tonnen genießbare Lebensmittel und geben diese an Menschen in Not weiter. Pro Sekunde werden durch das Engagement der 60.000 Ehrenamtlichen 8,3 kg verzehrfähiger Lebensmittel vor der Tonne bewahrt. 1,6 Millionen Menschen werden regelmäßig durch die Tafeln unterstützt.
Die Tafeln sind Deutschland größte Lebensmittelretter. @ Thomas Lohnes | Getty Images
Warum werden Lebensmittel verschwendet?
Die Gründe für die Verschwendung einwandfreier Lebensmittel sind vielfältig und betreffen die gesamte Wertschöpfungskette – von der Ernte über den Transport und die Weiterverarbeitung bis hin zu den Verbraucher:innen. Im Privathaushalt entsteht mit 52 Prozent der Großteil der Lebensmittelverschwendung.
Wie gelingt ein bewusster Umgang mit Nahrungsmitteln im Alltag?
Jede und jeder kann als Lebensmittelretter:in aktiv werden. Kleine Gewohnheiten können Großes bewirken und die Lebensmittelverschwendung im Privathaushalt deutlich reduzieren.
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist eine Richtlinie: Gehen Sie kritisch damit um und testen Sie ein Produkt durch Anschauen, Riechen und Kosten, bevor Sie es verzehren oder wegschmeißen.
- Prüfen Sie vor dem Einkauf, was noch vorrätig ist. Fotografieren Sie ggf. jeden Morgen den Inhalt Ihres Kühlschranks, um auch bei Spontaneinkäufen nichts doppelt zu kaufen.
- Lagern Sie Ihre Lebensmittel übersichtlich, sodass nichts in Vergessenheit gerät und stellen Sie übrig gebliebene Speisen in den Kühlschrank, um sie später zu verzehren.
- Haben Sie Lebensmittel übrig und wissen nicht, was Sie damit anfangen sollen? Geben Sie deren Namen und den Zusatz „+ Rezept“ in eine Suchmaschine ein, um Inspiration für die Zubereitung Ihrer Reste zu finden.
- Optik beeinflusst nicht den Geschmack: Kaufen Sie kleine Kartoffeln, einzeln abgerissene Bananen und krumme Gurken.